Was eine lebenswerte Welt ausmacht, ist keine müßige Frage. Sie ist nicht nur eine Frage für Philosophen. Sie wird ständig von Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen in unterschiedlichen Ausdrücken gestellt. Wenn das alle zu Philosophen macht, dann ist das eine Schlussfolgerung, der ich mich gerne anschließe. Sie wird zu einer Frage für die Ethik, denke ich, nicht nur, wenn wir die persönliche Frage stellen, was mein eigenes Leben erträglich macht, sondern wenn wir aus einer Position der Macht und unter dem Gesichtspunkt der Verteilungsgerechtigkeit fragen, was das Leben anderer erträglich macht oder machen sollte. Bei der Beantwortung dieser Frage sind wir nicht nur einer bestimmten Auffassung davon verpflichtet, was Leben ist und was es sein sollte, sondern auch davon, was das menschliche, das spezifisch menschliche Leben ausmacht und was nicht. Hier besteht immer die Gefahr des Anthropozentrismus, wenn man davon ausgeht, dass das spezifisch menschliche Leben wertvoll ist - oder am wertvollsten - oder die einzige Möglichkeit ist, das Problem des Wertes zu denken. Aber um dieser Tendenz entgegenzuwirken, ist es vielleicht notwendig, sowohl die Frage nach dem Leben als auch die Frage nach dem Menschlichen zu stellen und sie nicht völlig ineinander aufgehen zu lassen.

Author: Judith Butler

Was eine lebenswerte Welt ausmacht, ist keine müßige Frage. Sie ist nicht nur eine Frage für Philosophen. Sie wird ständig von Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen in unterschiedlichen Ausdrücken gestellt. Wenn das alle zu Philosophen macht, dann ist das eine Schlussfolgerung, der ich mich gerne anschließe. Sie wird zu einer Frage für die Ethik, denke ich, nicht nur, wenn wir die persönliche Frage stellen, was mein eigenes Leben erträglich macht, sondern wenn wir aus einer Position der Macht und unter dem Gesichtspunkt der Verteilungsgerechtigkeit fragen, was das Leben anderer erträglich macht oder machen sollte. Bei der Beantwortung dieser Frage sind wir nicht nur einer bestimmten Auffassung davon verpflichtet, was Leben ist und was es sein sollte, sondern auch davon, was das menschliche, das spezifisch menschliche Leben ausmacht und was nicht. Hier besteht immer die Gefahr des Anthropozentrismus, wenn man davon ausgeht, dass das spezifisch menschliche Leben wertvoll ist - oder am wertvollsten - oder die einzige Möglichkeit ist, das Problem des Wertes zu denken. Aber um dieser Tendenz entgegenzuwirken, ist es vielleicht notwendig, sowohl die Frage nach dem Leben als auch die Frage nach dem Menschlichen zu stellen und sie nicht völlig ineinander aufgehen zu lassen. - Judith Butler<


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