Es ist seltsam, wie der menschliche Geist hin und her schwingt, von einem Extrem zum anderen. Liegt die Wahrheit an irgendeinem Punkt der Pendelschwingung, an einem Punkt, an dem es niemals ruht, nicht in der dumpfen, senkrechten Mitte, wo es am Ende wie eine windlose Fahne baumelt, sondern in einem Winkel, näher an einem Extrem als am anderen? Wenn nur ein Wunder das Pendel in einem Winkel von sechzig Grad anhalten könnte, würde man glauben, dass es die Wahrheit gibt. Nun, das Pendel schwang heute, und ich dachte nicht an meinen eigenen Körper, sondern an den von Maurice. Ich dachte an bestimmte Linien, die das Leben in sein Gesicht gezeichnet hatte, so persönlich wie eine Zeile seiner Schrift: Ich dachte an eine neue Narbe auf seiner Schulter, die nicht da gewesen wäre, wenn er nicht einmal versucht hätte, den Körper eines anderen Mannes vor einer herabstürzenden Mauer zu schützen. Er hat mir nicht gesagt, warum er in diesen drei Tagen im Krankenhaus war: Henry hat es mir erzählt. Diese Narbe gehörte ebenso zu seinem Charakter wie seine Eifersucht. Und so dachte ich: Will ich, dass dieser Körper zu Dampf wird (meiner ja, aber seiner?), und ich wusste, dass ich wollte, dass diese Narbe bis in alle Ewigkeit existiert. Aber konnte mein Dampf diese Narbe lieben? Dann begann ich, meinen Körper zu wollen, den ich hasste, aber nur, weil er diese Narbe lieben konnte. Wir können mit unserem Verstand lieben, aber können wir auch nur mit unserem Verstand lieben? Die Liebe dehnt sich immer weiter aus, so dass wir sogar mit unseren sinnlosen Nägeln lieben können: Wir lieben sogar mit unseren Kleidern, so dass ein Ärmel einen Ärmel fühlen kann.
