L. hat mir einmal, aber das ist lange her, gesagt, wenn Küsse eine Farbe hätten, müssten sie die Farbe von Himbeeren haben. Sie meinte auch, dass es Erdbeerküsse gebe und solche, die nach Himbeeren schmeckten. Ich konnte darauf nur erwidern, dass jeder Kuss auf ihren Lippen ein klein wenig anders schmecke, aber das sei bei den wilden Himbeeren, die man im Wald pflücke, ja auch so. Und ich fügte hinzu, dass im Mund jede Himbeere die Erinnerung an den Geschmack der davor auslösche, und genauso lasse jeder ihrer Küsse den vorhergehenden vergessen. Küsse aber, denke ich jetzt, lassen sich nicht einfrieren, das unterscheidet sie von Himbeeren.
David WagnerWohin mit all dem, wenn ich tot bin? Ich glaube, ich hätte lieber die Erinnerung eines Grashalms am Straßenrand, an dem alle vorübergehen, eines Grashalms, den nie wieder einer sieht, bis er eines Tages abgemäht oder ausgerupft wird. Oder einfach vertrocknet.
David WagnerIm Krankenhaus, so mein Bettnachbar und Zimmerkamerad, er hat mich murmeln hören, seien wir dazu verdammt, zu liegen und zu warten, bis es besser wird. Oder richtig krank zu werden. Deshalb heiße es Krankenhaus.
David WagnerKörperlicher Schmerz ist immer Gegenwart, ist unmittelbar, Schmerz ist Jetzt. In der Erinnerung ist Schmerz schon weniger groß, retrospektiv wird er immer kleiner. Schon am nächsten Morgen war es eigentlich nicht mehr so schlimm. Der Schmerz läßt nach, er beherrscht nur den Moment.
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