Die Wohlfahrtsstaaten Westeuropas waren nicht politisch spaltend. Sie waren generell sozial umverteilend (einige mehr als andere), aber keineswegs revolutionär - sie haben die Reichen nicht "aufgesogen". Im Gegenteil: Obwohl der größte unmittelbare Vorteil den Armen zugute kam, waren die wahren langfristigen Nutznießer die berufliche und kommerzielle Mittelschicht. In vielen Fällen hatten sie zuvor keinen Anspruch auf arbeitsbezogene Gesundheits-, Arbeitslosen- oder Rentenleistungen und waren vor dem Krieg gezwungen gewesen, solche Dienstleistungen und Leistungen vom Privatsektor zu kaufen. Jetzt hatten sie uneingeschränkten Zugang zu diesen Leistungen, entweder kostenlos oder zu geringen Kosten. Zusammen mit der staatlichen Bereitstellung kostenloser oder subventionierter Sekundar- und Hochschulbildung für ihre Kinder führte dies dazu, dass die angestellten Berufs- und Angestelltenklassen sowohl über eine bessere Lebensqualität als auch über mehr verfügbares Einkommen verfügten. Der europäische Wohlfahrtsstaat spaltete die sozialen Klassen nicht gegeneinander auf, sondern verband sie vielmehr enger als je zuvor mit einem gemeinsamen Interesse an seiner Erhaltung und Verteidigung.
