Ich sage euch, dass der Mensch keine quälendere Sorge hat, als jemanden zu finden, dem er so schnell wie möglich die Gabe der Freiheit übergeben kann, mit der das unglückliche Geschöpf geboren ist. Aber die Freiheit der Menschen kann nur der übernehmen, der ihr Gewissen beruhigt. Mit dem Brot wurde dir ein unumstößliches Banner gegeben: Gib dem Menschen Brot, und er wird sich vor dir verneigen, denn es gibt nichts Unumstößlicheres als Brot. Wenn sich aber zugleich ein anderer seines Gewissens bemächtigt - ach, dann wird er sogar dein Brot hinwerfen und dem folgen, der sein Gewissen verführt hat. Darin hattest du recht. Denn das Geheimnis des Menschseins liegt nicht nur im Leben, sondern auch darin, wofür man lebt. Ohne eine feste Vorstellung davon, wofür er lebt, will der Mensch nicht leben und wird sich eher selbst zerstören, als auf der Erde zu bleiben, auch wenn es um ihn herum Brot gibt. Das ist so, aber was ist daraus geworden? Anstatt den Menschen ihre Freiheit zu nehmen, habt ihr sie ihnen noch mehr genommen! Habt ihr vergessen, dass dem Menschen der Friede und sogar der Tod lieber sind als die freie Entscheidung in der Erkenntnis von Gut und Böse? Es gibt nichts Verführerischeres für den Menschen als die Freiheit seines Gewissens, aber es gibt auch nichts Quälenderes. Und so habt ihr statt einer festen Grundlage, um das menschliche Gewissen ein für allemal zu beruhigen, alles Ungewöhnliche, Rätselhafte und Unbestimmte gewählt, alles, was die Kräfte der Menschen übersteigt, und habt damit so getan, als würdet ihr sie gar nicht lieben - und wer hat das getan? Er, der gekommen ist, um sein Leben für sie zu geben! Anstatt den Menschen ihre Freiheit zu nehmen, hast du sie vergrößert und das Reich der menschlichen Seele für immer mit ihren Qualen belastet. Du wolltest die freie Liebe des Menschen, dass er dir frei folge, von dir verführt und gefangen genommen werde. Anstelle des festen alten Gesetzes sollte der Mensch fortan mit freiem Herzen selbst entscheiden, was gut und was böse ist, wobei er nur dein Bild als Richtschnur vor Augen hatte - aber ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass er schließlich sogar dein Bild und deine Wahrheit ablehnen und anfechten würde, wenn er von einer so schrecklichen Last wie der Freiheit der Wahl bedrängt würde? Sie werden schließlich schreien, dass die Wahrheit nicht in dir ist, denn es war unmöglich, sie in größerer Verwirrung und Qual zu lassen, als du es getan hast, indem du sie so vielen Sorgen und unlösbaren Problemen überlassen hast. So hast du selbst den Grundstein für die Zerstörung deines eigenen Reiches gelegt und gibst keinem anderen die Schuld dafür.

Autore: Fyodor Dostoevsky

Ich sage euch, dass der Mensch keine quälendere Sorge hat, als jemanden zu finden, dem er so schnell wie möglich die Gabe der Freiheit übergeben kann, mit der das unglückliche Geschöpf geboren ist. Aber die Freiheit der Menschen kann nur der übernehmen, der ihr Gewissen beruhigt. Mit dem Brot wurde dir ein unumstößliches Banner gegeben: Gib dem Menschen Brot, und er wird sich vor dir verneigen, denn es gibt nichts Unumstößlicheres als Brot. Wenn sich aber zugleich ein anderer seines Gewissens bemächtigt - ach, dann wird er sogar dein Brot hinwerfen und dem folgen, der sein Gewissen verführt hat. Darin hattest du recht. Denn das Geheimnis des Menschseins liegt nicht nur im Leben, sondern auch darin, wofür man lebt. Ohne eine feste Vorstellung davon, wofür er lebt, will der Mensch nicht leben und wird sich eher selbst zerstören, als auf der Erde zu bleiben, auch wenn es um ihn herum Brot gibt. Das ist so, aber was ist daraus geworden? Anstatt den Menschen ihre Freiheit zu nehmen, habt ihr sie ihnen noch mehr genommen! Habt ihr vergessen, dass dem Menschen der Friede und sogar der Tod lieber sind als die freie Entscheidung in der Erkenntnis von Gut und Böse? Es gibt nichts Verführerischeres für den Menschen als die Freiheit seines Gewissens, aber es gibt auch nichts Quälenderes. Und so habt ihr statt einer festen Grundlage, um das menschliche Gewissen ein für allemal zu beruhigen, alles Ungewöhnliche, Rätselhafte und Unbestimmte gewählt, alles, was die Kräfte der Menschen übersteigt, und habt damit so getan, als würdet ihr sie gar nicht lieben - und wer hat das getan? Er, der gekommen ist, um sein Leben für sie zu geben! Anstatt den Menschen ihre Freiheit zu nehmen, hast du sie vergrößert und das Reich der menschlichen Seele für immer mit ihren Qualen belastet. Du wolltest die freie Liebe des Menschen, dass er dir frei folge, von dir verführt und gefangen genommen werde. Anstelle des festen alten Gesetzes sollte der Mensch fortan mit freiem Herzen selbst entscheiden, was gut und was böse ist, wobei er nur dein Bild als Richtschnur vor Augen hatte - aber ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass er schließlich sogar dein Bild und deine Wahrheit ablehnen und anfechten würde, wenn er von einer so schrecklichen Last wie der Freiheit der Wahl bedrängt würde? Sie werden schließlich schreien, dass die Wahrheit nicht in dir ist, denn es war unmöglich, sie in größerer Verwirrung und Qual zu lassen, als du es getan hast, indem du sie so vielen Sorgen und unlösbaren Problemen überlassen hast. So hast du selbst den Grundstein für die Zerstörung deines eigenen Reiches gelegt und gibst keinem anderen die Schuld dafür. - Fyodor Dostoevsky<

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